
Vision Farinoli-Platz
Ein Zentrum für Roggwil
Wo schlägt eigentlich Roggwils Herz? Und was macht es aus? Diese Frage stelle ich mir seit Jahren. Weil Roggwil meine Heimat ist. Weil ich hier aufgewachsen bin und meine Jugendzeit verbracht habe. Heute, als Architekt, bin ich der Meinung, dass man es in den letzten Jahren versäumt hat, in diesem Dorf genau hinzuschauen.
Das Problem
Der Roggwiler Ochsenplatz ist seit Jahren ein Politikum. Diskutiert wurde viel, getan hingegen wenig. Den vorgebrachten Ideen fehlte es an Emotionen. Das möchte ich ändern. Es geht nicht um die Rettung des Ochsenplatzes. Auch nicht darum, einen komplett neuen Dorfmittelpunkt zu schaffen. Den gibt es nämlich längst. Der Fokus muss vielmehr auf das Gebiet in und um die Schlossgasse gelegt werden. Dort spielt sich Leben heute ab, wie beispielsweise die Veranstaltung “Slowup” wunderbar zeigt. Während dieser wird die Schlossgasse jeweils zu einem Ort der Begegnung, der Gemeinschaft, des Zusammenseins.
Die Schlossgasse neben dem “Tres Amigos” wird zur Tanzfläche. Die Dorffirmen präsentieren im und um den „Lindenpark". Menschen kommen bei den beiden Brunnen zusammen. Diesen Treffpunkt gilt es, auch nach solchen Veranstaltungen aufrechtzuerhalten und weiter auszubauen. Roggwil lebt dank der Vereine, dank des innovativen Gewerbes, dank der Landwirtschaft. All das braucht Raum.
Die Idee
Ja, Altes soll bewahrt und geehrt werden. Aber nicht um jeden Preis. Roggwil braucht mehr Raum im Zentrum, mehr Platz für das, was Gemeinschaft heute ausmacht. Lasst uns dafür Mauern einreissen, das Farinoli-Haus abbrechen, genauso wie den “Ochsen”. Jahrelang hat man versucht, den beiden Häusern neuen Atem einzuhauchen. Doch was schon lange tot ist, lässt sich selten wiederbeleben.
Entstehen würde dort der Farinoli-Platz. Und das anscheinend nötige neue Gemeindegebäude soll sich anstelle des “Ochsen” ans schönste Gebäude weit und breit schmiegen, nämlich an die “Traube”. Quasi als deren junge, kleine Schwester. Als Beere. Und zwischen den beiden Gebäuden würde zusätzlicher Raum für das Dorfzentrum entstehen. Für Roggwils Herz. Wird die Schlossgasse dann auch noch vom motorisierten Verkehr befreit, würde dieser Kern aufblühen. Und die “Huus-Braui” sowie das “Tres Amigos” könnten draussen mehr Gäste begrüssen. Komplettiert würde das neue, alte Dorfzentrum durch eine feine grüne Umgebungsmauer, um den Lärm der St. Gallerstrasse abzuwehren.
Die kleine Schwester der Traube, das Gemeindehaus, soll im Erdgeschoss Platz für Gewerbe und Gastronomie bieten. Zudem könnte angrenzend Raum für Pop-up-Ideen von Vereinen oder von der Bevölkerung entstehen. Und im restlichen Teil soll die Gemeindeverwaltung sowie allenfalls ein neuer Saal Platz finden.
Um den Angestellten des anliegenden Gewerbes Parkmöglichkeiten zu bieten, wäre eine Tiefgarage unter dem neuen Farinoli-Platz sinnvoll. Diese würde von der Betenwilerstrasse her erschlossen. Der Ochsenplatz hingegen soll so bleiben, wie er heute ist. Eine Parkanlage oder ein weiteres Gebäude wäre hier unangebracht. Charme hat der Platz nun wirklich nicht. Aber er ist als Zufahrt zentral für das Roggwiler Gewerbe, das man bei diesem Projekt nicht vergessen darf.
Lasst uns also ein neues, altes Dorfzentrum schaffen. Nicht nach dem Neukircher Modell, wie das etwa beim Schäfliplatz der Fall ist. Und nicht nach dem Salmsacher Modell. Es soll das Roggwiler Modell sein. Einzigartig. Zugeschnitten auf die Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes. Von einem Roggwiler Architekten, vom Roggwiler Gewerbe für die Menschen, die hier zu Hause sind.
Ich will jedoch keinen fertigen Plan auf den Tisch hauen. Mir ist bewusst, dass für die Umsetzung meiner Vision etliche politische und baurechtliche Hürden überwunden werden müssten. Die Idee soll in erster Linie zum Mitdenken anregen, dazu, in einen gesunden Dialog zu treten, über Neues zu diskutieren und gemeinsam einen Weg zu finden, der für Roggwil passt.
Visualisierungen: Damian Aepli
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